Eine Kurzgeschichte zur Adventszeit, die den Titel trägt: »Die Lichter der Hoffnung« und sich parallel zum Bloghexen-Adventskalender: Türchen Nr. 16 zum Artikel auf Blog4u einreiht.
Die Lichter der Hoffnung
Der Rollstuhl knarrte leise über die alten Holzdielen, ein vertrautes Geräusch in der Stille des frühen Morgens. Elias saß am Fenster seiner kleinen Wohnung im dritten Stock und blickte auf die verschneite Straße hinunter. Es war der vierte Advent, und die Welt draußen schien in Watte gepackt.
Elias, seit einer Diagnose vor einigen Jahren auf seinen Rollstuhl angewiesen, empfand die Adventszeit oft als eine Mischung aus Melancholie und stiller Freude. Die Welt schien sich in dieser Zeit schneller zu drehen, geschäftiger zu werden, während er selbst manchmal das Gefühl hatte, am Rand zu stehen. Er konnte nicht einfach über den Weihnachtsmarkt schlendern oder durch den Wald stapfen, um einen Baum zu schlagen.
Trotzdem liebte er diesen Ausblick
Die Nachbarn hatten längst begonnen, ihre Fenster zu schmücken. Gegenüber leuchtete eine große, goldene Adventsstern-Pyramide, die sanft durch den dichten Schnee schimmerte. Er sah, wie Familien mit roten Wangen und prall gefüllten Einkaufstaschen eilten, und hörte manchmal das gedämpfte Lachen von Kindern, die versuchten, Schneebälle zu formen. Heute war sein Ziel der kleine Balkon. Mit konzentrierter Anstrengung manövrierte Elias den Rollstuhl zur Balkontür. Die frische, kalte Luft schlug ihm entgegen. Seine Hände, die das Geländer umfassten, spürten die eisige Kälte. Auf dem Balkon hatte er seinen eigenen, kleinen Adventszauber geschaffen. Ein kleiner künstlicher Tannenbaum, der perfekt neben seinem Stuhl Platz fand, war mit batteriebetriebenen, warmweißen LED-Lichtern geschmückt. Er schaltete sie ein. Sie strahlten ein weiches, tröstliches Licht aus, das im Kontrast zum grauen Morgenhimmel stand.
Bloghexen-Adventskalender: Türchen Nr. 16
Elias schloss die Augen und atmete tief durch. Er roch den Schnee, das ferne Aroma von gebrannten Mandeln, das aus einem unbekannten Grund bis hierheraufzusteigen schien, und den leicht harzigen Duft seiner kleinen Tanne. Er wusste, dass das Weihnachtsfest Herausforderungen mit sich brachte. Die engen Türen bei Tante Hilda, die fehlenden Rampen am Bahnhof, wenn er seine Schwester besuchen wollte. Aber in diesem Moment, auf seinem Balkon, mit den Lichtern des Baumes, die sich in seinen Brillengläsern spiegelten, fühlte er sich nicht begrenzt.

Der Rollstuhl war kein Gefängnis; es war sein Aussichtspunkt. Er sah die Schönheit im Detail: die perfekten Eiskristalle am Geländer, das freundliche Winken der alten Frau mit dem Dackel auf der gegenüberliegenden Seite, die Art, wie die Lichter der Stadt im Nebel verschwammen. Elias lächelte. Es war ein stilles, tiefes Lächeln. Er war vielleicht nicht in der Hektik des Advents, aber er war ein Teil davon. Er brachte sein eigenes kleines Licht in die Dunkelheit, und das war alles, was zählte.
Elias holte sein Smartphone hervor und schickte eine Nachricht an seinen besten Freund: »Lichtlein an! Möchtest du heute Abend auf einen Glühwein bei mir vorbeikommen? Ich hab’ den besten Platz mit Aussicht.« Während er auf die Antwort wartete, nahm Elias eine kleine Holzfigur vom Fenstersims – einen Engel mit nur einem Flügel, den er selbst geschnitzt hatte. Er hängte ihn an einen Ast seines kleinen Baumes. Das Fest der Hoffnung hatte begonnen.
Angenehme Festtage und Grüße von Elias 🎄






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